Schwefel  Merkur  Salz  Union/Fixierung

   Extraktion des Schwefels(Sulfur)


Wenn sich die Gewässer der Meere und der Flüsse dank der Sonnenwärme in der Atmosphäre unter Form von Dampf erheben, um sich dann in eine Wolke zu kondensieren um wieder unter Form von Regen herabzufallen, hat man im wahren Sinne des Wortes eine natürliche Destillation.
Wenn die Orangenblüten, Jasminsträucher oder die Magnolienbäume während der Jahreszeiten mit ihrem Duft unsere Sinne berauschen, haben wir ebenfalls eine natürliche Destillation.
Wenn unser Körper nach einer langen Laufrunde, einem anstrengenden Fahrradausflug oder nach einer Sauna nassgeschwitzt ist, hat man auch in diesem Fall eine natürliche Destillation.
Aber was heißt denn eigentlich Destillation? Destillieren bedeutet eine flüchtige Substanz von einer nicht flüchtigen zu trennen. Dieser Prozess ist leicht in den Salinen zu beobachten, wo das Meereswasser in einigen Tröge gesammelt wird und dank durch die Sonnenwärme dann verdampft: das Wasser verdunstet, während der nicht flüchtige Teil, das Meeressalz, am Wannenboden bleibt.
Wenn wir den Schwefel(Sulfur) vom Rosmarin extraktieren wollen, müssen wir die gleichen Prozesse die auch die Natur verwendet, imitieren. Zu diesem Zweck werden wir ein "hermetisches" Separiersystem verwenden; dieses besteht aus einem Destilliergefäß(einem "Versender") einem Trichter (der "Empfänger") und aus einen Wasserkühler. Im ersten Behälter befindet sich die Pflanze, im zweiten wird das Destillierte gesammelt und der Dritte wird als Kühlsystem und als Verbindung zwischen den beiden verwendet(wer eine bildliche Erklärung wünscht, kann zum Labor gehen).
Eine gute und spontane Frage die man sich nun stellen könnte, wäre folgende: Warum fängt das Experiment nicht mit der Extraktion des Mercurius(der Geist der Pflanze) an, sondern mit der Extraktion des Schwefels(Sulfur)? In der Tat handelt es sich nicht um eine freie Wahl; man könnte sagen das vor allem von den Eigenschaften des Schwefels(Sulfur) begrenzt sind. Wenn wir das Experiment mit der Extraktion des Mercurius begännen, ein Prozess das die Gärung erfordert, würde sich ein großer Teil des Schwefels verflüchtigen, und somit uns dann das ätherische Öl fehlen. Außerdem sind die ätherischen Öle im ätolischem Alkohol(Mercurius) auflösbar; wenn dies einmal passiert, sind diese nur sehr schwer wieder trennbar. Wenn man also nicht nur an der Extraktion des Geistes interessiert ist, ist es ratsam immer mit der Extraktion des Schwefels anzufangen, wenn man alle Zersetzungsphasen der Materie beobachten will.

Die Menge des ätherischen Öls, das sich ergibt durch die Extraktion ergibt, ist mit dem Prozentsatz der die Pflanze enthält, verbunden. Für unser Experiment sammeln wir circa 5 kg Rosmarin auf dem offenen Land und wir vermeiden die Straßenränder. Von der Pflanze nehmen wir nur die Blüten und die Nadeln bis man eine Menge von circa 3 kg erreicht hat; diese geben wir dann in das dafür bestimmtes Destilliergefäß(Versender). Wenn das Fassungsvermögen des Gefäßes nicht reichen sollte um solch eine Rosmarinmenge zu beinhalten, ist es möglich die Destillieranlage für einen 4-5 Liter Druckkochtopf anzupassen; dieser kann direkt an den Kühler mit einem harten Plastikschlauch angeschlossen werden, der das Überdruckventil ersetzt. Auch wenn es sich um eine haushältliche Anpassung handelt, muss man in der Montagenphase achtgeben das alles hermetisch abgeschlossen wird; wenn dem nicht so wäre, würde ein Großteil des Schwefels verloren gehen.

Wenn wir die Pflanze in den "Versender" gegeben haben, gießen wir circa ein Drittel des Gesamtvolumens des Behälters mit Regenwasser oder frischem Brunnenwasser hinzu. In unserem Fall hat der Topf eine Kapazität von 4 Litern, also müssen wir circa 1,3 Liter hinzugeben. Nachdem man nocheinmal alles kontrolliert hat das alles hermetisch abgeschlossen ist und das keine Lecks in der Anlage vorhanden sind, außer der Öffnung die sich etwas oberhalb des "Empfängers" befindet, müssen alle Teile der Anlage stabil mit den Klammern festgemacht werden. Danach sind wir bereit die Flamme des Bunsenbrenners anzuzünden der an eine Gasflasche angeschlossen ist. Es ist während der ersten Stunden der Destillation notwendig, dass das Wasser im Topf durch ein sachtes Feuer erhitzt wird, d.h. man muss aufpassen das die Temperatur sich langsam erhöht. In dieser Weise geben wir der Pflanze die Möglichkeit sehr langsam und so viel Essenz wie möglich freizugeben. Ansonsten würde sie unter einem zu starkem Feuer teilweise verbrennen. Das wichtigste für uns ist das wir es nicht eilig haben, wie eben die Alchimisten zu sagen pflegen, man "muss sich langsam eilen(Festina Lente)".
Wenn sich das Wasser im Topf bis zum Kochpunkt erhitzt hat, fängt die Essenz gemeinsam mit dem Wasserdampf an durch den Kühler zu gehen, und beide kondensieren sich dann im "Empfänger".
Während der ersten vier Stunden kontrollieren wir, dass die Temperatur nicht über 85° steigt. In dieser ersten Phase unserer Arbeit schwankt die Temperatur zwischen 70 und 85 Grad; so gibt der Rosmarin seine ganzes Vibrationspattern, seine Heilungskraft an das Wasser ab. Gewöhnlicherweise, an diesem Punkt des Experiments stabilisiert sich die Thermometersäule bis zu dem Punkt, an dem die Pflanze kein Öl mehr hergibt.
Nach ungefähr 12 Stunden dauernden destillation hat die Pflanze all sein ätherisches Öl das mit Wasser gemischt ist, freigegeben; dieses Gemisch muss noch separiert und purifiziert werden. Was das erste anbetrifft, kann ein Teil des Wassers einfach dadurch entfernt werden, indem man den Hahn des Trichters(Empfänger) aufmacht, weil das Wasser schwerer ist als das Öl, darum wird es als erstes herausfließen. Um vom Öl die restliche Wassermenge die nicht mit freiem Auge sichtbar ist zu beseitigen, verwenden wir eine zweite Destillation; anstatt den Druckkochtopf verwenden wir dieses Mal ein normales Destilliergefäß in das man die Flüssigkeit einführt. Wie wir schon vorhin erwähnt haben, ist es mit der Destillation möglich eine flüchtige Substanz von einer nicht flüchtigen zu separieren, oder auch eine Flüssige von einer Festen. Dieser Prozess kann man auch dazu verwenden um zwei flüssige Substanzen voneinander zu trennen, vorausgesetzt das beide verschiedene Verdampfungstemperaturen haben. Es ist also nötig das wir den Kochpunkt des Rosmarinöls kennen, denn man weiß das der vom Wasser 100° ist. Falls man den Punkt des Öls nicht kennt, gilt es herauszufinden diesen zu kennen, indem man die Temperatur während der zweiten Destillation langsam erhöht. Fast alle ätherischen Öle sind leichter als das Wasser, was heißt das mit dem Wärmekontakt die ersten vorher zu Dampf werden. Wenn während der Destillation das Gemisch aus Wasser und Essenz im Behälter zu variieren beginnt, d.h. zu kochen bevor die Temperatur 100° erreicht hat, sind wir uns sicher das die Thermometersäule anhält und dies sicherlich der Verdampfungspunkt des Rosmarinöls ist. Nun müssen darauf warten bis die ganze Essenz verdampft und im Trichter angekommen ist; an diesem Punkt wird die Flüssigkeit aufhören zu kochen. Das Resultat wird sein dass das Wasser unvariiert im "Versender" bleibt und das Öl im "Empfänger" angekommen ist.
Falls der Verdampfungspunkt der Essenz höher als der vom Wasser sein sollte, muss man genau gegenteilig vorgehen: man lässt vorher das ganze Wasser verdampfen und das was im Gefäß überbleibt ist das ätherische Öl.
Während unseren Experimenten haben wir entdeckt, dass der Verdampfungspunkt des Rosmarinöls 98° ist, knapp vor dem Wasser. Weil diese beiden Punkte eng beieinander liegen, haben wir besonders aufpassen mÜssen, dass die Temperatur immer auf 98° bleibt bis der letzte Tropfen der Essenz in den Trichter kam. In dieser Phase des Destillationsprozesses erfordert die Temperaturenkontrolle unsere vollständige Präsenz: es wäre sehr bedauerlich, wenn all unsere Arbeit durch eine Ablenkung verloren gehen würde.
Nach drei Destillierverfahren haben wir 5ml pures ätherisches Öl erhalten. Einige der Eigenschaften der Essenzen sind, dass diese bei Raumtemperatur flüssig sind, sie bleiben im Wasser immer an der Oberfläche, sind fliehend, brennbar und wenn sie vom Wasser getrennt werden, behalten sie den Duft der Originalpflanze. Am Ende der Destillation muss man noch beachten die Essenz in einem dunklem Glasfläschchen, fern von jeder Feuchtigkeit und vom Sonnenlicht aufzubewahren.
Nun sind wir in die Endphase des Ersten Teils, das aus der kompletten Extraktion der Essenz besteht, d.h. der fliehende und leichtere Teil des Schwefels. Der nichtfliehende Teil, das Salz des Schwefels, wird später extraktiert, nachdem die Gärung und Extraktion des Mercurius vollendet ist. Aber was haben wir vom Anfang bis zum Ende verinnerlichen können? Synthetisch gesehen haben wir beobachtet das im Gefäß alle vier Elemente anwesend waren: die Pflanze repräsentiert das Element Erde; dann haben wir das Element Wasser hinzugegeben. Das Luftelement befreit sich mit der Verdampfung der Flüssigkeit, während das Element Feuer durch die Hitze das durch den Bunsenbrenner produziert wird, repräsentiert ist. Inmitten dieser vier Elementen entsteht ein fünftes Element: der Schwefel(Sulfur), das aber nur ein Drittel der gesamten Fünftessenz darstellt.

Nachdem diese erste Phase beendet ist, geben wir den Rest des Pflanzenbreis zur Gärung um das Mercurius(den Geist) zu extraktieren.